Die Pille als Therapeutikum
Besonders bei jungen Frauen wird die Pille auch zur Behandlung von Beschwerden sehr erfolgreich eingesetzt: bei unregelmäßigem Zyklus, Hautunreinheiten oder -erkrankungen, Regelschmerzen oder Stimmungsschwankungen vor der Regel (Prämenstruelles Syndrom). Diese Symptome sind teilweise durch eine starke Wirkung des männlichen Geschlechtshormons verursacht. (Jede Frau hat auch eine geringe Menge männlicher Geschlechtshormone in ihrem Körper.) Deshalb werden bei diesen Beschwerden vorallem Pillen mit einem Gestagen angewendet, das die Wirkung des männlichen Geschlechtshormons aufhebt, wie z.B. Chlormadinoactat, Dienogest und Drospirenon.
Bei Hautproblemen: Vor allem bei jungen Frauen zwischen 12 und 25 Jahren treten Haut und Haarveränderungen häufig auf (unreine Haut, Akne, fettiges Haar) und führen zu einem hohen Leidensdruck. Schätzungen zufolge sind in dieser Altersgruppe rund 85% der Mädchen bzw. Frauen betroffen. Meist verbessern sich diese Symptome rasch nach Beginn der Einnahme einer Pille: nicht nur Pickel, Komedone („Mitesser“) und Talgdrüsenaktivität verringern sich, sondern auch die Porengröße.
Bei Zyklusunregelmäßigkeiten und starker Menstruation: Für Frauen, die unter einem sehr unregelmäßigen Zyklus leiden oder an den Folgen starker Menstruationsblutungen, bzw. Schmerzen, Müdigkeit oder Erschöpfung, bietet die Pille häufig eine rasche und wirksame Besserung. der Lebensqualität. Vorallem die Einahme der Pille ohne die übliche Pause von 1 Woche, der sog. „Langzyklus“ ist für diese Frauen eine echte Erleichterung. Im Vergleich zum bewährten Standardschema von 21 Tagen Einnahme einer Kombinationspille mit anschließendem 7-tägigem hormonfreien Intervall wird die Pille im Langzyklus durchgehend ohne Pause eingenommen. Die aufeinanderfolgende Tabletteneinnahme aus mehreren Blistern (2 oder 3) führt dazu, dass die sogenannte Entzugsblutung (die künstlich ausgelöste Regelblutung) ausbleibt. Durch die Anwendung im Langzyklus wird den Frauen in erster Linie die Selbstbestimmung des Menstruationszeitpunktes ermöglicht, ein Effekt, der für viele nicht nur mit einer Verbesserung der Lebensqualität z.B. bei Reisen oder im Urlaub, sondern auch mit der Erhaltung der Leistungsfähigkeit verbunden ist.
Behandlung des prämenstruellen Syndroms (PMS): Etwa jede dritte Frau im gebärfähigen Alter leidet an mehr oder weniger ausgeprägten Beschwerden während der zweiten Zyklushälfte. Bei 10 bis 20 Prozent von ihnen sind die Symptome so schwer, dass sie medizinisch behandelt werden müssen. Im Vordergrund stehen meist körperliche und psychische Symptome wie: Ziehen und Schmerzen in der Brust (Mastodynie), Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit, Schwellungen der Arme und Beine, Kopf- und Rückenschmerzen, Müdigkeit, depressive Verstimmung, Reizbarkeit und Heißhungerattacken. Da eine der Ursachen in den hormonellen Schwankungen liegt, bietet die Stabilität des Zyklus mit der Pille den meisten Frauen eine Verbesserung der Beschwerden.
Vor den Wechseljahren: Am Beginn der Wechseljahre können starke oder lang anhaltende Blutungen für Frauen ein Problem werden und zu Eisenmangel und Erschöpfungszuständen führen. Seit 2009 gibt es eine neue Pille deren Östrogenbestandteil auf Estradiol basiert – dem gleichen Östrogen, das der weibliche Körper produziert. Dieses natürliche Östrogen ist in einem besonderen Dosierungsschema mit dem Gestagen Dienogest kombiniert. Die Zulassung in der neuen Indikation – Behandlung von starken und/oder verlängerten Regelblutungen ohne organische Ursache bei Frauen, die gleichzeitig Verhütung wünschen – ist bietet eine gute Möglichkeit zur Behandlung belastender Menstruationsstörungen in der Zeit vor den Wechseljahren.